Australien schreibt Geschichte. Was Montessori zu Social Media ab 16 sagen würde?
„Unsere Aufgabe ist es die Flamme zu entzünden und nicht leere Gefäße zu befüllen.“¹
Mit diesem Satz brachte es Maria Montessori auf den Punkt. Würde sie heute leben, hätte sie neue Technologien nicht pauschal abgelehnt- schließlich war sie eine Frau von Welt und ihrer Zeit weit voraus.
Was sie sicher durchleuchtet hätte, wären die Schattenseiten von Social Media. Sie schaute sich alles immer aus verschiedenen Blickwinkeln an und wollte interdisziplinär Dinge betrachten. Was sie vehement abgelehnt hätte, wäre der unvorbereitete Social-Media-Raum, in dem Kinderseelen schutzlos ungefilterten Inhalten ausgesetzt sind, die sie nicht selbst wählen. Die freie Wahl war Montessori sehr wichtig. Im Buch „Kinder sind anders“ schreibt Montessori im Kapitel „Die freie Wahl“ darüber, dass die Umwelt der Kinder sowohl Ordnung als auch ein bestimmtes Maß braucht. Denn wenn diese beiden Komponenten beachtet werden, wächst Interesse und Konzentration. Social Media Inhalte zerstreuen jedoch, weil Verwirrendes und Überflüssiges an Kinder herangetragen wird.
Social Media erstickt das Leuchten in den Augen und die innere Flamme
Reizüberflutung, Bewertungen und Vergleichsdruck sowie das ständige im Außen sein, führen zu Müdigkeit, Erschöpfung, Ängsten, Depressionen. Echte, langfristige Freude und Motivation, die Berge versetzt entsteht außerhalb der digitalen Welt und genau dort, wo es möglich gemacht wird, dass Kinder bei sich selbst einchecken, statt vom Außen abgelenkt, von Reizen überflutet und von Bewertungen erstickt zu werden. Der Druck in der Schule und im Netz steigt. Sie bekommen bei Social Media das eigene Zepter aus der Hand genommen.
Selbstermächtigung ermöglicht den eigenen Weg zu gehen ohne, dass wir uns abhängig machen vom Außen. Aufrecht, präsent und standhaft. Achtsam und emphatisch. Verbunden und gestaltend, statt einsam zweisam wie neulich als ich spazieren ging. Ich begegnete zwei Grundschülerinnen. Diese saßen vornübergebeugt nebeneinander. Ihre Blicke waren auf ihre Handys gerichtet, immerhin bekam das eine Mädchen mit, dass ich an ihnen vorbei ging und grüßte freundlich. Was mein Herz jedoch mit Freude erfüllt hätte , wäre der Anblick von zwei Mädchen, die sich unterhalten, sich anschauen und bewusst die gemeinsame Zeit genießen.
„Wie können wir diese Flamme bewahren, wenn Algorithmen, Leistungsdruck, Vergleiche und ständige Verfügbarkeit sie zu ersticken drohen?“
Indem wir mit unseren Kindern gemeinsam weiter wachsen und Vorbilder sind. Ergänzend zu diesem Bild, sind auch die Worte meiner Dozentin Ulrike Sawert, die davon sprach, dass es bei Kindern ähnlich sei wie bei Pflanzen. Die Saat bestimmt welche Pflanze aus ihr wird, wenn die äußeren Umstände passen. Ein Löwenzahnsamen wird sich nicht zu einer Rose entwickeln, ebenso wenig Sinn macht es Kinder untereinander zu vergleichen, da jedes von ihnen eine andere Saat in sich trägt. Sie sind schon vollkommen. Wir dürfen als Wegbegleiter helfen, dass sie ihren individuellen Weg gehen können, der ihrer „Saat“ entspricht und wo sie aufblühen in ihrer persönlichen Schönheit. Blumen gehen ein, wenn sie zu viel Sonne, zu viel Regen oder einen nicht geeigneten Boden vorfinden. Die Bedingungen müssen stimmen. So ist das bei uns Menschen auch. Was Kinder brauchen ist mehr Leere, Langeweile und Faulsein ohne weitere Eindrücke. Denn die Leere, die entsteht kann neu gefüllt werden und zwar von ihnen selbst. Mit IHREN Gedanken und IHREN Ideen, mit IHREN Taten und IHREN Werken. Sie dürfen sich erst einmal als Schöpfer begreifen und ihr Wirken bewusst wahrnehmen. Wir dürfen begreifen, dass unsere Kinder sich selbst bilden.
Wie kannst du fördern, dass dein Kind bei sich selbst eincheckt – statt sich im Außen zu verlieren?
Schaffe einen „Ruhe-Raum“, wo dein Kind Kraft tanken kann, reizreduziert, aber wohnlich/heimelig und ästhetisch schön. Wo Handy/Computer/Tablet und Fernseher freie Zone ist. Wo die Augen zur Ruhe kommen können durch Licht, was nicht grell ist, sondern angenehm wie z.B. durch Aufstellen einer Salzlampe. Wichtig: Alles hat seinen Platz, auch das lässt innerlich zur Ruhe kommen. Weniger ist mehr- dein Kind braucht die Dinge nicht in doppelter oder dreifacher Ausgabe. Entscheidend: Lass dein Kind seinen Raum (mit-)gestalten. Es soll schließlich sein Ruhe/Kraftraum sein, der ihm helfen soll bei sich selbst anzukommen. Kinder haben meist ein sehr gutes Gespür dafür was ihnen gut tut und was nicht.
2. Führe ein Stille-Ritual ein, was euch verbindet und euren Alltagsstress verabschiedet.
Stille gemeinsam zu zelebrieren ist wunderbar für die ganze Familie – sei es das gemeinsame Schauen in die Kerze beim Abendbrot oder das Schweigen beim Umdrehen einer Sanduhr. Dabei geht es nicht um das zwanghafte „Still halten“ und „Still sein“, sondern es geht um das spielerische lockere Erkunden der Stille. Ihr werdet merken wie beides sowohl die Stille als auch das Verspielte euren Seelen und Nerven gut tut. Es wird direkt für mehr Entspannung sorgen. Wenn dann Entspannung einsetzt, kann der Parasympathikus seiner Arbeit nachgehen und den Herzschlag verlangsamen und auch die Atmung wird ruhiger/tiefer.
Die Kinderseele findet Zuflucht bei Erwachsenen, die klar und herzlich sind
Montessori schrieb im Buch „Kinder sind anders“: „Es gibt kaum einen Zufluchtsort, wo das Kind das Gefühl haben kann, dass sein Seelenzustand Verständnis findet, wo es die ihm angemessenen Betätigungen ausüben darf… alles ist unantastbar und für die Kinder verboten.“
Heute ist das Problem ein anderes:
Kinder werden überfordert – nicht durch zu viele Verbote, sondern durch zu wenig klare Grenzen und zu viel Mitbestimmung. Gleichzeitig steht das Individuum so sehr im Mittelpunkt, dass Gemeinschaft und das große Ganze zu kurz kommen. Das fördert Egoismus- dabei brauchen Kinder vor allem eines, um Toleranz und Mitgefühl zu entwickeln: Entspannung. Denn nur im entspannten Zustand können sie aufgeschlossen auf andere zu gehen und sich ihrer Natur gemäß entfalten.
Dabei brauchen Kinder vor allem eins: Entspannung.
Denn nur wenn sie entspannt sind, können sie wirklich lernen. Unter Stress funktionieren unsere Sinne nicht mehr gleichermaßen. Manche Kinder sehen dann plötzlich unscharf, andere hören nicht mehr richtig, wieder andere wirken tollpatschig.
Und wenn ein Kind mal nicht weiterweiß?
Dann ist die Transpersonale Kinesiologie wie ein Kompass: Sie findet individuelle Lösungswege, die nachhaltig wirken. Sie hilft dem Kind, seinen eigenen Schlüssel zur Balance zu entdecken.
Warum das so wichtig ist?
Weil jedes Kind den Schlüssel zu seinem Glück schon in sich trägt. Es braucht nur Erwachsene, die ihm helfen, ihn zu finden.
Seelische Gesundheit der nachwachsenden Generationen in Gefahr?
Der Chef der deutsche Krankenkasse DAK Andreas Storm sieht das so und fordert mehr Präventionsarbeit. Da kommen die sensiblen Phasen von Maria Montessori ins Spiel. Im siebten Kapitel von „Kinder sind anders“ schreibt sie darüber wie sich die kindliche Seele aufbaut, nämlich durch das ungestörte verfolgen von Tätigkeiten, die sie brennend interessiert. In diesen sensiblen Phasen haben die Kinder eine besondere Empfänglichkeit für gewisse Lerninhalte, die sie sich zu späteren Zeitperioden nur noch mühsam und schwer beibringen können. Nachholen können sie diese Phasen in dem Sinne nicht. Zwischen zwölf und achtzehn Jahren sind Jugendliche vermehrt auf Identitätssuche. Dann lassen wir sie doch suchen- aber bitte im wahren sozialen Miteinander echt und in Farbe, so dass sie hier in der dreidimensionalen Welt spüren und verstehen lernen, was sie ausmacht. Wenn Kinder in diesen Phasen nicht die passenden Umgebungen und Erfahrungen finden, kann das langfristig fatale Folgen haben.
Zu guter Letzt eine Herzensempfehlung für die freien Tage: Lest den Blogartikel „ Social Media, kindliche Gehirne und die Verantwortung, die wir nicht länger ignorieren können.“ von meiner Dozentin Ulrike Sawert, denn dieser ist informativ und wissenschaftlich fundiert und zeigt welche Auswirkung Social Media für das NERVENSYSTEM und die GEHIRNE unserer Kinder hat.
Frohe Festzeit – mit echten Verbindungen.
Alles Liebe, in Verbundenheit,
Eure Verena
PS: Dieses Jahr ist mein erstes Weihnachten mit meiner eigenen kleinen Familie. Ich freue mich so. Wie ich Präsenz zelebriere? Singend. Ich singe aktuell alle möglichen Weihnachtslieder und übe mich darin, die Strophen zu behalten. 🙂
Natürlich achte ich hierbei darauf, dass ich das richtige Maß finde und ich nur so viel singe wie es meinem 8 Monate altem Baby Freude bereitet. Jedenfalls ist geteilte Freude doppelte Freude, aber nicht im Social-Media-Kontext, sondern in echt.
PPS: Das kostbarste Geschenk zu Weihnachten? Ungeteilte Aufmerksamkeit auf Augenhöhe und wahre Präsenz.
¹ Montessori, Maria „Kinder sind anders“ Verlag: Klett-Cotta



